Wenn Sie selbst in der Personalabteilung tätig sind, wissen Sie sicherlich: Passendes Personal zu beschaffen, hat heute fast schon den Stellenwert des berühmten 6ers im Lotto. Wer mit Blick auf den vorherrschenden Fachkräftemangel mit der Option liebäugelt, Menschen mit Migrationshintergrund anzuwerben, eröffnet nicht nur Arbeitnehmern eine Perspektive – sondern auch dem Unternehmen selbst. Inwiefern Fachkräfte mit Migrationshintergrund dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenwirken können, versucht diese Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund zu beleuchten. Die interessantesten Ergebnisse und, mit welchen Kompetenzen die neuen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund ausgestattet sind, soll dieser Beitrag zeigen. Im Rahmen dieser Studie standen die Branchen (1) Gesundheit und Pflege, (2) Informations- und Kommunikationstechnologie und (3) Ingenieurleistungen im Fokus. Befragt wurden via Leitfadeninterview sowohl die zugewanderten Arbeitnehmer als auch die Personalverantwortlichen.
Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund: Ergebnisse aus der Branche Gesundheit und Pflege, Praxisbeispiel 1
Das erste Unternehmen, in dem Interviews geführt wurden, steht als Pflegedienst vor der großen Herausforderung, Fachpersonal für die Intensivpflege zu finden. Wichtig ist beim gesuchten Personal, die in Deutschland anerkannte Ausbildung. Fachpersonal mit ausländischer Zertifizierung hat sich im Praxistest bei diesem Betrieb nicht bewährt. Im Unternehmen liegt die Quote von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund zwischen 40 und 50 Prozent. Wer hier als Fachkraft mit Migrationshintergrund arbeitet, bringt nicht nur eine Fachqualifikation in der Pflege mit, sondern auch interkulturelle Fähigkeiten und mitunter Sprachkenntnisse, die in der zunehmend multikulturellen Welt von heute durchaus gefragt sind.
Fazit des Unternehmens in der Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund
Personal, das nicht nach deutschen Richtlinien zertifiziert ist und entsprechend weiter-gebildet werden muss, ist wirtschaftlich betrachtet nicht effizient. Wer sich indes mit Migrationshintergrund um eine deutsche Qualifikation bemüht hat, hat Fachexpertise und Sprachkenntnisse gleichermaßen.
Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund: Ergebnisse aus der Branche Gesundheit und Pflege, Praxisbeispiel 2
Das zweite Unternehmen steht vor demselben Problem, dass nur eine in Deutschland anerkannte Pflegeausbildung auch zur Berufsqualifikation als Fachkraft führen kann. Die hier vorherrschende Unternehmensphilosophie zeigt, dass erfahrenen Kräften mit Migrationshintergrund die Türen offenstehen, um die ausstehende, fehlende Qualifikation nachzuholen. Die Erfahrung im Heimatland soll vor dem Abbruch der Ausbildung schützen, denn es wird davon ausgegangen, dass erfahrene Pflegekräfte wissen, worauf sie sich einlassen. Fremdsprachenkenntnisse sind nur dann sinnvoll einsetzbar, wenn die Kundschaft des Pflegedienstes auch aus dem entsprechenden Land kommt. Die Migrationsquote liegt in diesem Betrieb bei 50 Prozent.
Fazit des Unternehmens in der Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund
Menschen mit Migrationshintergrund und Erfahrung steht der Weg zu deutschen Qualifizierung offen.
Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund: Ergebnisse aus der Branche Gesundheit und Pflege, Praxisbeispiel 3
Als drittes Praxisbeispiel dient eine Spezialklinik, bei der weniger als zehn Prozent der Mitarbeiter einen Migrationshintergrund haben. Gerade einmal zwei von 70 Ärzten haben einen im Ausland erworbenen Titel.
Fazit des Unternehmens in der Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund
Das Fazit des Unternehmens fällt eindeutig aus: Zunächst sollen Fachkräfte mit Migrationshintergrund eingestellt werden, die einen deutschen Abschluss haben. Um eine bestmögliche Arzt-Patienten-Interaktion zu gewährleisten, müssen Fachkräfte ohne deutsche Qualifikation vor allem in punkto Kommunikationsfähigkeit und in rhetorischen Fähigkeiten nachlegen. Da die Anerkennung ausländischer Titel mitunter schwierig ist, ist der Einsatz dieser Fachkräfte aktuell noch kein Thema.
Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund: Ergebnisse aus der Branche Ingenieurdienstleistungen, Praxisbeispiel 1
Etwa 20 Prozent der circa 80 Mitarbeiter im ersten Beispielunternehmen haben einen Migrationshintergrund. Fachkräftesicherung passiert hier mithilfe einer Kooperation mit einer Hochschule, gezielt nach Fachkräften mit Migrationshintergrund wird nicht gesucht.
Fazit des Unternehmens in der Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund
Für das Unternehmen gehören Mitarbeiter mit Migrationshintergrund zur Unternehmenspraxis dazu. Als „selbstverständliches Abbild der Gesellschaft“ wird dieser Fakt bezeichnet. Ein Blick des Unternehmens in die Zukunft jedoch zeigt, dass ausländische Fachkräfte immer stärker an Bedeutung gewinnen werden. Die Hürden, die im Zuge dessen zu nehmen sind, wirken gefühlt hoch. Die klare Abgrenzung zur Pflege- und Gesundheitsbranche wird vor allem dadurch deutlich, dass sich Bewerber dieser Branche nicht etwa auf ein Zertifikat stützen, sondern auf fachliche Kompetenzen.
Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund: Ergebnisse aus der Branche Ingenieurdienstleistungen, Praxisbeispiel 2
Etwa 20 Prozent der circa 150 Mitarbeiter im zweiten Beispielunternehmen haben einen Migrationshintergrund. Das Anwerben von Studenten, die im Ausland das Grundstudium absolvieren, in Deutschland dann aber das Masterstudium anschließen, ist hier gängige Unternehmenspraxis. Die Ausrichtung auf den internationalen Markt ist in diesem Betrieb allgegenwärtig.
Fazit des Unternehmens in der Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund
Für das international aktive Unternehmen ist das Anwerben von Fachkräften mit ausländischem Abschluss keine unüberwindbare Hürde. Häufig werden Praktika im Ausland angeboten bzw. der Migrationswille wird aktiv unterstützt. Wenn es Probleme gibt, dann sind diese auf deutscher Seite auszumachen – und zwar in punkto Bürokratie und erst an zweiter Stelle in punkto Spracherwerb. Die ausländische Qualifikation wird hier häufig höher eingeschätzt als die Deutsche.
Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund: Ergebnisse aus der Branche IT- und Kommunikationstechnologie, Praxisbeispiel 1
50 Mitarbeiter zählt dieses Beispiel-Unternehmen. Davon haben zehn Prozent einen Migrationshintergrund, wurden aber in Deutschland sowohl sozialisiert als auch ausgebildet. Noch stärker als in den bereits vorgestellten Branchen zeigt sich hier, dass die Fähigkeiten (vor allem technische Fähigkeiten) deutlich mehr zählen als die Noten, der Abschluss oder gar das Herkunftsland des Arbeitnehmers.
Fazit des Unternehmens in der Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund
Ausgebildet wird ohnehin „on-the-job“, sprich: im Unternehmen und damit auch detailliert mit Blick auf unternehmensspezifische Anforderungen (Datenbanken, Programmiersprachen und Co.). Die Vorbehalte wurden vor allem mit Blick auf die sprachliche Kompetenz deutlich.
Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund: Ergebnisse aus der Branche IT- und Kommunikationstechnologie, Praxisbeispiel 2
Das zweite Beispiel-Unternehmen zählt gerade einmal 40 Beschäftigte und agiert international. Klassische Dienstleistungsarbeiten wie etwa die Buchhaltung sind an Externe ausgegliedert. Das Unternehmen ist ein Beispiel für ein multi-kulturelles Geschäftsmodell auf gleich mehreren Ebenen. In Asien befinden sich 25 weitere Beschäftigte des deutsch-asiatischen Joint-Ventures. Etwa 50 Prozent der Mitarbeiter haben einen Migrationshintergrund. Einige haben eine Berufsqualifikation aus dem Ausland.
Fazit des Unternehmens in der Fachkräftestudie zum Migrationshintergrund
Einen akuten Fachkräftemangel kann dieses Unternehmen nicht verzeichnen. Um Nachwuchskräfte geworben wird online – und zwar nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Spanisch. Selbstverständlichkeit statt Strategie bringen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund ins Unternehmen. Sprachprobleme gibt es kaum. Die Abschlüsse werden als annähernd gleich angesehen.
Fazit aus Sicht der Unternehmen
Nur in den wenigsten der hier beschriebenen Branchen verhindert der Fachkräftemangel die Expansion des Unternehmens. Im Bereich Pflege und Gesundheit beispielsweise ist dies der Fall. Hier ist auch der Abschluss bedeutender als die Praxiserfahrung. Das führt letztlich zu größeren Problemen als im IT- und Ingenieurwesen, denn hier dominieren Fachkenntnisse.
Einig sind sich die Unternehmen meist in diesem Punkt: Interkulturelle Kompetenz und Fremdsprachenkenntnisse werden durch den Einsatz von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund förmlich wie von selbst in den Betrieb getragen. Zudem zeigt sich fast in allen Bereichen eine große Innovationskraft mit Blick auf die Personalbeschaffung: Neben Online-Kanälen setzen viele Betriebe auf Kooperationen. Wie Sie auch Bewerber ohne Migrationshintergrund auf ihre interkulturelle Kompetenz testen können, verraten wir Ihnen gerne. Sprechen Sie uns dazu auf unseren Online-Eignungstest an.
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