Für jedes Unternehmen und jeden Personalmanager ist die richtige Auswahl des am besten geeigneten Bewerbers für eine bestimmte Position eine enorme Herausforderung. Schließlich will aus allen eigegangenen Bewerbungsunterlagen nicht nur der am höchsten qualifizierte, sondern auch der am besten zum Betrieb passende Kandidat gefunden werden. Noch schwieriger ist die Aufgabe im Rahmen des Azubi-Recruitings, denn: Azubis haben deutlich überschaubarere Bewerbungsunterlagen und weniger Nachweise über Qualifikationen. Verschiedene Instrumente wie das Assessment Centers oder Online-Einstellungstests dienen dazu, eine vielversprechende Vorauswahl zu treffen. Daran schließen sich persönliche Gespräche mit den potenziellen neuen Azubis an. Während der Face-to-face-Begegnung haben Sie die Möglichkeit, Ihren vorausgewählten Kandidaten „auf den Zahn“ zu fühlen. Sie möchten und müssen herausfinden, ob die vor Ihnen sitzende Persönlichkeit zur Unternehmenskultur und dem Teamspirit in Ihrer Firma passt. Dazu versuchen Sie, dem potentiellen Azubi möglichst viele verschiedene Informationen über sich selbst zu entlocken. Aber Achtung: Einige Detailfragen zu den familiären Verhältnissen des Azubis sind gar nichts rechtens.
Stichwort familiäre Verhältnisse eines Azubis: So wichtig ist ein geordnetes Familienleben
Die eigene Familie prägt das Leben eines jeden Menschen entscheidend. Wie gut ein Familienleben funktioniert, wirkt sich darauf aus, wie glücklich Kindertage verlaufen und wie erfolgreich Erwachsene ihr später selbstbestimmtes Leben meistern. Weil der Bezug zur Familie entsprechend kraftvoll oder kraftraubend ist, versuchen viele Personalleiter, im persönlichen Bewerbungsgespräch Hintergründe über die Familienstruktur des Azubis zu ermitteln. Nach wie vor sind zahlreiche Menschen der althergebrachten Überzeugung, dass Blut dicker ist als Wasser. Doch auch moderne Patchwork-Familien sind robuste Konstrukte, die so schnell nichts erschüttert.
Familiäre Verhältnisse eines Azubis haben keine enge Definition
Eine pauschale, allgemeingültige Definition einer Familie gibt es nicht. Jeder Mensch betrachtet seine Familie von seinem eigenen Blickwinkel aus. Daher bedeutet der Begriff Familie für jedes Individuum etwas anderes. Generell kommen zur Spezifizierung von Familie die folgenden Kriterien in Frage:
- Familie sind die Menschen, die den gleichen Namen tragen.
- Familien setzen sich zusammen aus Ahnen, Partnern, dem Nachwuchs und weiteren Anverwandten.
- Familie sind die Menschen, mit denen jemand die meiste Zeit gemeinsam verbringt.
- Familie sind diejenigen, die jemand am meisten liebt.
- Familie sind die Personen, die einen am besten kennen – durchaus also auch enge Freunde.
Sogenannte Familienmitglieder müssen heutzutage nicht zwangsläufig blutsverwandt sein. Insbesondere Kinder zählen Menschen zu ihrer Familie, die in ihrem direkten Umfeld leben und häufig anwesend sind. Eine Blutsverwandtschaft ist dabei nebensächlich. Soziale Familienmitglieder können durchaus fehlende oder abwesende biologische Familienmitglieder ersetzen. Bei erwachsenen Bewerbern ergeben sich je nach Alter, Branche, Berufsbild und Position Fragen nach der angestrebten Planung für eine eigene Familie oder dem bereits bestehenden Familienleben. Azubis bleiben diese Fragen indes meist erspart, zudem gilt: Die Frage nach der Familienplanung ist ohnehin nicht zulässig.
Vorsicht bei unerlaubten Fragen im Bewerbungsgespräch
Grundsätzlich gehen einen eventuellen künftigen Arbeitgeber Details zu sozialen, persönlichen und familiären Verhältnissen nichts an. Sie wissen selbstredend, dass in einem Jobinterview die Fragen nach einer Schwangerschaft oder der finanziellen Situation nicht erlaubt sind. Nur im Ausnahmefall – in Abhängigkeit des Berufszweiges – sind Nachfragen zu möglichen Vorstrafen berechtigt. Weitere Tabuthemen während des Bewerbungsgespräches beziehen sich auf Diskriminierungsmerkmale.
Personalchefs dürfen keine Fragen stellen zur
- ethnischen Herkunft,
- Religionszugehörigkeit,
- Rasse,
- Weltanschauung und
- Behinderung.
Darüber hinaus sind Fragestellungen hinsichtlich des Geschlechtes und Alters nicht zugelassen.
Anhand der Reaktion auf unzulässige Fragen den Bewerber abschätzen
Nur die wenigsten Bewerber werden in einem Interview eine Antwort auf eine unzulässige Frage verweigern. Und nur die wenigsten werden eine Antwort auf die Fragen nach den familiären Verhältnisse als Azubi ausweichen. Gerade Azubis, die häufig gar nicht wissen, dass eine Frage unzulässig ist, oder einfach zu viel Respekt oder gar Angst vor dem Gesprächspartner haben, antworten häufig auch auf eigentlich „verbotene“ Fragen. Zumeist ist Personalmanagern ohnehin daran gelegen, den Effekt der Frage auf den Bewerber zu beobachten und im Anschluss daran eine Folgereaktion zu bewerten. Wer sich nicht aus der Ruhe bringen lässt und trotz einer unangemessenen Frage keine Unsicherheit zeigt, kann ein guter Kandidat für die zu besetzende Stelle sein.
Die offene Antwort zu den familiären Verhältnisse des Azubis positiv einstufen
Ehrlichkeit währt am längsten. Deswegen sollten Sie es grundsätzlich positiv einstufen, wenn die Frage nach den familiären Verhältnissen des Azubis positiv beantwortet wird. Möglicherweise wurde auch bereits im Bewerbungsschreiben darauf hingewiesen, wie viele Geschwister im Haushalt leben und welchen Beruf die Eltern ausüben. Selbstverständlich erwarten Sie von ihren Mitarbeitern, dass sie verlässlich, offen und ehrlich sind. Bewerber, die keine Angaben zu ihrem Familienstand machen wollen, sind in diesem Kontext möglicherweise nicht die Top-Kandidaten für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Wenn die familien Verhältnisse des Azubis in Ihrem Unternehmen von Bedeutung sind, sollten Sie überdenken, ob Sie Bewerber, die solche Informationen vorenthalten, überhaupt zu einem persönlichen Gespräch einladen.
Ein intaktes Familienleben bringt motivierte Arbeitnehmer hervor
Bewerber, die einem glücklichen Familienleben entspringen, ruhen in sich selbst und beweisen in der Regel eine gewisse charakterliche Ausgeglichenheit und Stärke. Wer Rückhalt und Trost für jede Lebenssituation daheim in der Familie findet, ist gewappnet für die täglichen kleinen und großen Problematiken des Berufslebens. Ob ein Projekt schiefgeht oder der Vorgesetzte üble Laune hat – Mitarbeiter, die von Haus aus gut behütet sind, werden mit etlichen harten Nüssen fertig. Ihre eigene Motivation verlieren sie dabei nur selten. Aus diesen Gründen sind Bewerber, die eine intakte Familienbindung haben, vielversprechende Kandidaten. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass desolate Familienverhältnisse für bestimmte Charakterschwächen und eher unerwünschte Eigenschaften sorgen können. Soziale Kompetenzen erwirbt niemand, der als Kind misshandelt oder vernachlässigt wurde und keinen Raum und Rückhalt für eine Selbstentfaltung erhielt. Eine gestörte Familienstruktur kann persönliche und zwischenmenschliche Schwierigkeiten bedingen. Selbst wenn der Familienprozess in längst vergangener Kindheit gehemmt war, können Menschen im Erwachsenenalter Defizite aufweisen.
Typische Merkmale für Bewerber aus instabilen Familienkonstellationen sind
- Depressionen,
- Unsicherheit und Angstzustände bis hin zu Phobien,
- Aggressivität,
- Lern- und Konzentrationsstörungen
- sowie Kontaktschwierigkeiten.
Die Alternative: der Online-Eignungstest
Egal ob Ihr Bewerber männlich oder weiblich ist: Ideale Familienverhältnisse existieren kaum und die differenzierte Nachfrage nach den familiären Verhältnissen des Azubis ist tendenziell grenzwertig. Zielführender kann da die Befragung mithilfe eines standardisierten Online-Eignungsverfahrens sein. Stützen Sie sich bei der Wahl Ihres künftigen Azubis auf unsere fachkundig erstellten Fragen und erfahren Sie so, wie persönlich gefestigt Ihr Azubi wirklich ist – ganz unabhängig davon, welchen Eindruck er im Bewerbungsschreiben auf Sie gemacht hat. So erfahren Sie, ob die familiären Verhältnisse des Azubis einen Einfluss auf seine Person haben.
Dieses Verfahren ermöglicht Ihnen zudem verborgene positive Facetten an potentiellen Risikogruppen im Erwachsenen-Recruiting zu finden: Alleinerziehenden Müttern wird schnell das Gefahrenpotential unterstellt, bei Krankheit des Kindes nicht mehr verfügbar zu sein. Wer indes über ausgeprägte Organisationsfähigkeiten verfügt, findet auch hierfür eine Lösung – auch wenn die alleinerziehen Mutter weit entfernt ist vom „Idealkonstrukt“ des Bewerbers im verheirateten Zustand und mit Kindern über 12 Jahren.
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